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19. Januar 2011

Es muss nicht immer gleich eine App sein!

Einer der 2010 sicherlich am meisten gehypten Begriffe dürfte das Wort „App“ sein.

Sogenannte „Apps“ sind „Applikationen“, kleine Anwendungen speziell für Smartphones, wie zum Beispiel das iPhone, Android-, Blackberry-, Bada-, Palm- und auch Nokia-Geräte, und optimiert für die Darstellung auf kleinen Displays und Steuerung per Touch-Display.

War der Begriff durch die Werbung für das iPhone schon weit verbreitet, setzte das Erscheinen des IPads dem Buzz noch die Krone auf und Apps waren 2010 in aller Munde. – Und das nicht nur bei den Endkosumenten, wie wir feststellten: jeder zweite Kunde wünscht sich auch gerne „eine App“.

Dabei sind sich die meisten nicht einmal sicher, was diese „eigene App“ überhaupt leisten soll. Man hatte den Begriff gehört und für „hip“ befunden und daher auch mitmachen und damit Geld verdienen wollen.

Doch ganz so einfach ist es leider nicht. Ganz zu Anfang sollte man sich überlegen, was die eigene App überhaupt leisten soll und sich auch darüber im klaren sein, daß der prozentuale Anteil von Smartphone-Besitzer zwar derzeit stark ansteigt, aber das Gros der Handybenutzer noch über sogenannte Feature-Phones verfügt, die einen „halben Schritt“ in Richtung Smartphone bedeuten, aber bei weitem nicht über deren Fähigkeiten verfügen. Sie sind allerdings bereits zumeist Internet-fähig.

In Deutschland betrug die Verbreitung von Smartphones laut ComScore im November 2010 23%, Tendenz stark steigend, aber wie man bei ComScore sehen kann, verfügen derzeit nur knapp 20% der Smartphonebesitzer über ein Iphone. Das wären also derzeit nur 4,6% der Handybenutzer in Deutschland. Wenn man nun noch berücksichtigt, dass sich Googles Android Betriebssystem sehr rasant auf der Überholspur befindet und voraussichtlich bereits 2011 Apples Iphone in der Verbreitung überholen soll, sollten Entscheidungsträger sich gut überlegen, für welche Systeme Apps entwickelt werden sollen. Die Entwicklung für mehrere Betriebssysteme bedeutet allerdings häufig auch höhere Kosten.

Wer die Kosten niedriger halten möchte, sollte überlegen, extra für mobile Geräte optimierte Webseiten zu entwerfen, die bei Zugriffen von Smartphones automatisch statt der herkömmlichen Seite angezeigt werden. Das reduziert nicht nur die Kosten für die Entwicklung, sondern bietet im Gegensatz zu systemspezifischen Apps gleichzeitig auch eine weitaus bessere Darstellungsmöglichkeiten mit diversen Endgeräten. So lässt sich die mobile Heise-Seite nicht nur von Smartphones, sondern auch wunderbar von Tablets aufrufen und bedienen.

Wenn man keine Funktionen anbietet, die über die einer Webseite hinausgehen, sind für die Mobil-Nutzung optimierte (zusätzliche) Webseiten der bessere Weg. Benutzer installieren viel, aber sie vergessen auch vieles von dem schnell wieder, was Ihnen keinen Mehrwert bietet.

Der Aufwand für die Erstellung einer App für ein oder mehrere Systeme lohnt sich schließlich nur, wenn dadurch auch eine Umsatzsteigerung erreicht werden kann, die zumindest die Investitionskosten und den Unterhalt der App trägt.

Apps sind sonst wie Haustiere: am Anfang waren sie noch niedlich und man hat viel mit Ihnen gespielt, aber schnell stellt man fest, dass die Pflege und der Unterhalt langwieriger werden können, als vorher gedacht.

Über den Autor Sönke Neise ist seit 1998 Geschäftsführer der sunrise design ohg und zuständig für das Projektmanagement von Webentwicklungen, sowie Planung und Steuerung von Onlinemarketing-Strategien. Er ist zertifizierter Google AdWords Specialist und einer von Google ausgezeichneten Top Contributors.

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Veröffentlicht unter Web-Technik